Akademien: Gesamtschweizerisches Wissenschaftsangebot gefährdet
Die Leitlinien der zukünftigen Hochschulpolitik mit Schwerpunkt- und Profilbildung werden schrittweise in die Praxis umgesetzt. Der Spardruck zwingt die einzelnen Hochschulen, ihre Nischen zu definieren, um in der Konkurrenz um knappe Mittel zu bestehen. Die Universität Basel hat mit der Streichung der Bereiche Astronomie, Slavistik und Geologie die Sparanstrengungen als erste Universität konkret umgesetzt, was in breiten Kreisen kontrovers diskutiert wird.
Streichungen sind unerlässlich und im Ermessen der autonomen Universitäten, die unter diesen Rahmenbedingungen nicht für eine gesamtschweizerisch optimale Abstimmung des Forschungs- und Lehrangebotes sorgen können. Ohne gesamtschweizerische Koordination besteht jedoch das Risiko, dass ganze Wissenschaftsbereiche den ‚Überlebensstrategien‘ der einzelnen Hochschulen zum Opfer fallen. Ebenso ist zu vermuten, dass alle Hochschulen auf dieselben Trends setzen und damit die für einen langfristig erfolgreichen Wissenschafts- und Forschungsplatz nötige Vielfalt der Disziplinen und Forschungsrichtungen irreversiblen Schaden nimmt. Ganze Wissenschaftsbereiche laufen Gefahr, dass sie unterkritisch werden oder ganz verschwinden.
Um die in ihrer Summe für den Hochschul- und Forschungsplatz Schweiz nicht erwünschten, negativen Folgen zu vermeiden, fordern die vier wissenschaftlichen Akademien die Entscheidungsträger dringend auf, die laufenden Reformvorhaben zu koordinieren. Die wissenschaftlichen Akademien nehmen die hochschul- und disziplinenübergreifende Vertretung von Wissensbereichen wahr. In dieser Funktion sind sie einer nationalen und fachspezifischen Perspektive verpflichtet und bereit, die zuständigen Gremien bei der Koordination
zu unterstützen.